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Transferkram

Beim Flugbeginn taucht ein Formular zur Einreise auf, das wir noch nicht gesehen haben. Es geht um Gesundheitsfragen - SARS und Ebola zum Beispiel. Lässt sich ganz gut ausfüllen. Alle anderen Formulare zur Einreise, die wir bisher gesehen haben, tauchen nicht auf.
Die Flugroute geht quer über Indien, es wird immer wieder auf Kolkata hingewiesen, mit 4,4 Mio Einwohnern, und Mekka ist aus den Hinweisen verschwunden. Ansonsten schreibe ich fleißig am Laptop, schlafe eine ganze Weile so wie es eben geht (ein paar Stunden mit Unterbrechungen), und früh gibt es leckeres Essen, das vielleicht schon wieder mehr in die asiatische Ecke passt.

Jedenfalls sind uns wieder 4 Stunden verlustig gegangen, und wir landen in Hoh-Chi-Minh-Stadt um 12:45 Uhr Ortszeit, insgesamt 6 Stunden der Zeit in Europa voraus.

Wir haben schon verschiedene Varianten zum Visum für Vietnam durchgespielt. Wahrscheinlich ist es schwierig, für die Teilnehmer aus Österreich, Schweiz und Deutschland, die an der Reise teilnehmen, die verschiedenen Regelungen zu managen, die sich auch noch im Fluss befinden.

Für Deutschland gilt seit August ein Experiment, in dem lediglich mit dem Reisepass eingereist werden kann, wenn die Reise nicht über eine bestimmte Anzahl von Tagen geht. Das muss man mit der Reisebuchung nachweisen, mehr ist nicht nötig. Nachdem wir das Flugzeug verlassen haben, werden wir abgefangen mit einem "Eurotours"-Schild, und es werden erst einmal die Österreicher und Schweizer separiert, weil bei denen die Sache mit dem Visum geregelt werden muss - die Deutschen können selbsttätig durch die Kontrollen gehen.
Seltsamerweise haben dann ein paar Reisende einen Eintrag im Reisepass, dass sie erst am Ende der Reise Vietnam verlassen - das wären eigentlich zu viele Tage. Es sieht eben keiner richtig durch, auch bei den Behörden nicht.
Das Gepäck ist in Doha automatisch umgeladen worden - das finden wir schon mal sehr beruhigend, und können unsere Koffer in Emfpang nehmen. Inzwischen haben sich Grüppchen gebildet, die sich absprechen und verbünden, um einen Weg nach draußen und zur Reiseleitung zu finden, denn die Österreicher und Schweizer sind ja gerade andere Wege gegangen. Am Ausgang stehen dann wieder andere Vietnamesen, die Schilder für Eurotours hochhalten - mit dem Zusatz Gruppe 1 und 2, von dem keiner weiß, wie er zustande kommt. Verschiedene einzelne Leute haben eine Teilnehmerliste zugeschickt bekommen - wir auch - auf der 37 Teilnehmer stehen. Das informelle deutsche Grüppchen wird jetzt gleich wieder zerschlagen, indem die Leute nach irgend einem System auf 2 Gruppen verteilt werden, die jeweils einen Bus und einen Reiseleiter für die nächsten 5 Tage bekommen - eine Gruppe mit 19, eine mit 21 Leuten, ergibt offensichtlich 37 Leute. Immerhin, es wird langsam ein System erkennbar.
Und gleich wieder schlägt eine Überraschung zu. In unseren Reiseunterlagen steht, unser Hotel sei das "Saigon Hotel", mit konkreter Adresse. Es wird nun aber das "Kingston Hotel", mit einer völlig anderen Adresse - es ist also nicht nur eine falsch übermittelte Bezeichnung. Wir sind zum Glück auch weiterhin im Zentrum vom Zentrum der Stadt untergebracht, und Manche behaupten, das Hotel sei generell besser. Wir und die Anderen nehmen es hin als eine weitere Spielart unseres Abenteuerurlaubs.

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Wir machen uns mit Saigon bekannt

Auf der Hinfahrt zum Hotel lernen wir schon die chaotischen Straßenverhältnisse mit unendlichen Mengen an Motorrollern kennen, und unser neuerschienener Reiseleiter kann auf der Fahrt schon ein paar interessante Dinge zur Stadt und zu Vietnam erklären. Wir sind froh - es kehrt wieder so etwas wie "Ruhe und Ordnung" in der Organisation ein. Das Hotel liegt in der Nähe vom Präsidentenpalast, hat 12 Stockwerke, und wir wohnen in der obersten Etage. Feine Sache - das Internet ist frei und funktioniert so, dass ich den Text vom 10. November hochladen kann.

Wir haben uns dann mit ein paar Anderen verabredet und ziehen um 16:30 Uhr los, um einfach erst einmal einen Eindruck von der Stadt zu bekommen. Ich verfolge gleichzeitig noch meine eigenen Wünsche - ein Musikinstrumentenladen soll es sein und vielleicht kann ich die Reise mit einem neuerworbenen Instrument begleiten. Wo sich solche Läden konzentrieren, habe ich auch herausgefunden, und da es sonst keine Wünsche gibt, steuern wir erst einmal mittels Wandernavi in diese Richtung. Relativ schnell finden wir heraus, wie man die Straße überqueren kann, ohne von Motorrollern niedergewalzt zu werden. Einfach loslaufen wäre sicher nicht ganz gesund, aber am Fußgängerüberweg, wenn ein Verkehrsregler mittels Ampel-Schalter die entsprechende Spur freigegeben hat, dann ist es halbwegs sicher. Auch hier gibts noch Nachzügler und welche, die kreuz und quer fahren um noch in den Verkehrsstrom reinzuflutschen, aber es sind nicht mehr so viele und die passen dann auch noch besser auf. Überhaupt geht es viel ums Aufeinander-Achten, und so gehen die verrücktesten Konstellationen ohne Schaden ab. Wo es eng wird, ist dann auch der Fußweg keine Tabuzone mehr, es wird einfach gefahren wo Platz ist. Das Ganze wirkt unwirklich, aber wir sehen weit und breit keine zerbeulten Autos oder Motorroller, und der ärztliche Notdienst scheint auch nix zu tun zu haben. Busse und Autos sind sich ihrer Größe bewusst - mit denen nimmt es keiner auf, bzw. werden die geschickt umfahren, wenn sie wegen ihrer Größe im Stau irgendwo stecken bleiben. Wahrscheinlich haben wir als Langnasen-Ausländer noch einen besonderen Aufmerksamkeits-Bonus - wir sind einfach groß und auffällig, denke ich zumindest. Und immer wenn wir loslaufen, obwohl noch eine ganze Menge Nachzügler durchfahren - dann gibt es etwas wie eine Schutzhülle, die uns umgibt - kein treusorgender Verkehrsengel, sondern einfach die Aufmerksamkeit und das Bestreben, selbst vorwärtszukommen aber niemandem zu nahe zu kommen. Wir sind jedes Mal begeistert, wenn das funktioniert.

(Kreuzung - mp4-Video - 23MB)

(Fussweg - mp4-Video - 9MB)

(Stromversorgung - mp4-Video - 7MB)

(Kreuzung - mp4-Video - 10MB)

Die Stadt ist weitläufig, und der Verkehr macht das Vorwärtskommen zu Fuß langsam. Und so schaffen wir es nicht, so richtig da hin zu kommen, wo ich hin wollte - Musikläden gibts einfach weniger als Schuh- und Textilienläden oder Handybuden. Es wird einfach zu viel, und wir kehren um.
Im Hotel tausche ich 50 Euro zum etwas ungünstigeren als dem offiziellen Kurs - 1 Euro zu 23300 Dong sind es hier. Die Eurosumme bläht sich so also auf zu 1 Million 170000 Dong. Ab jetzt läuft also die Show "Plötzlich Millionär".
Wir folgen dann einem Tipp vom Reiseleiter und suchen in Hotelnähe den "Barbecue-Garten" auf, wo der Gas-Grill in der Mitte des Tisches zum Selbstgrillen bereit ist. Das ist dann schon ganz lecker - und preislich geht es auch. Für 3 halbe Liter Bier, einen Grillteller für zwei Personen und gegrillte Banane am Stiel mit Kokos-Soße, außerdem Schokoladen-Frühlingsröllchen, bezahlen wir 420.000 Dong (mit 10% Trinkgeld), das sind ca. 18 Euro.
Hinterher gehts über den Nachtmarkt mit endlos vielen Buden, und in einem Lebensmittelladen decken wir uns mit so Nebenbei-Naschereien ein, für den kleinen Hunger.
Wieder im Hotel, so um 20:45 Uhr, war mir das Ganze dann echt zu viel - Schlafattacke!
Später, also jetzt, noch mal fürs Reisetagebuch aufgestanden. Damit ist es dann gut - morgen haben wir eine Stadtrundfahrt.

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