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Los gehts

ICE von Leipzig nach Berlin - um uns her lauter vernetzte Leute, die am freien WLAN saugen. Nachdem ich mich eine Weile mit der immer noch starken Erkältung gequält habe (die trockene Zug-Luft), starte auch ich das Netbook und schreibe so vor mich hin.

7:35 ging es los, mit dem schon etwas ungeduldigen aber über unsere Abreise-Panik amüsierten Taxifahrer zum Bahnhof. Dort ein erstes Foto - wir, noch in Zwickau, unter der Bahnhofsuhr kurz vor 8:00 Uhr.

Wir checken noch einmal die wichtigsten Dinge - Reisepass da, Geld auch, der Rest ist unwesentlich. Zuhause gibts noch eine vergessene halbe Zitrone im Kühlschrank, aber sonst erst mal nichts, um das wir uns Sorgen machen müssen. Meerschweinchen und Pflanzen werden versorgt, der Wohnungsschlüssel ist in der Gewalt von Heikes Schwester.

Im Zug - wir sind lange nicht gefahren - fällt erst einmal auf, dass sich die Geräuschkulisse doch erheblich geändert hat über die Jahre. Das rhythmische Rattern ist eher einem gleichmäßigen Zischen gewichen, daneben gibts das unvermeidliche Handyklickern und Nachrichten-empfangen-Signale, später auch noch bei mir eine SMS mit guten Reisewünschen. Das oft ohrenbetäubende Bremsen-Quietschen bei den Bahnhofseinfahren ist kaum noch wahrnehmber, zumindest die Kabinen sind abgeschirmt, soft, gedämpft.
Der Zug füllt sich - Rucksäcke müssen Platz machen für Schulklassenleitungsfachangestellte. Die Geräuschkulisse bereichert sich mit Sprachfetzen um Stress-Themen, die Arbeit, nervende Kollegen und doofe Kinder.
Draußen zieht der Herbst vorbei, Bäume lodern gelb und rot, verlieren ihre Blätter und stehen nackt nur noch mit ihren Früchten da, die leuchtend in den Ästen hängen und nach den Leuten rufen, die sie zu Muß und Marmelade zerquetschen. Bei uns steht schon die ganze Wohnung voll davon.
Alte seit mehr als 20 Jahren zerfallende Häuser ziehen immer wieder vorüber, daneben sanierte protzige Villen, ein modernisiertes Böhlen, Bahnstrecken werden saniert und alte schwarzgefahrende Bahnschwellen türmen sich in in hohen Häufen neben den blütenweißen Nachfolgern.
In Leipzig fallen die vielen Grafitty auf, ein hoher Schonrnstein, der mit neuem Zweck versehen eine Krone aus Mobilfunkantennen trägt. Es gibt jetzt einen Haltepunkt "Leipzig MDR" - seltsamer Name für einen Stadtteil kann man denken.
Ab dem Bayrischen Bahnhof wird es noch einmal interessant - alles ist unterirdisch angelegt und bis zum Hauptbahnhof geht es durch den neuen Citytunnel, der sich unter der Stadt durchgräbt. Der Leuschner-Platz hat eine erstaunlich hohe Decke, alles ist in Glassteinen verkleidet, durch die Licht fällt, und die Illusion entsteht, es sei Tageslicht. Im Hauptbahnhof hat man einen riesigen Trog aus der Erde gehauen, durch den es mit Rolltreppen und Aufzug wieder nach oben geht.

Der ICE nach Berlin wartet schon am Gleis 12, und in einer reichlichen Stunde sind wir da, Berlin Hauptbahnhof mit riesigem neuen Gebäude.

Der Anschluss-Bus zum Flughafen Tegel fährt offenbar häufig - wegen einer Baustelle wird sich entschuldigt, dass es Unregelmäßigkeiten gibt, aber nach 10 Minuten kommt der Bus. Im Vorbeifahren erhasche ich die heutige Schlagzeile der "Bild"-Zeitung: "Bus und Bahn so gefährlich wie nie" - na prost Mahlzeit - und ein Glück, wir sind gleich da.

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Ab Flughafen

12:45 Uhr sind wir am Flughafen, wir fangen an nach unserem Abflugterminal zu suchen - hier muss noch alles erlaufen werden.

Wir vertilgen das letzte Obst, das wir aus dem Kühlschrank gerettet haben, dann checken wir ein bei Quatar Airways. Beim Prüfen der Tickets bemerke ich, dass man uns für den Anschlussflug von Doha nach Saigon auseinandergesetzt hat. Ich frage noch mal nach am Terminal, und wir werden ohne Probleme an eine andere Stelle versetzt.
Die Handgepäck-Kontrolle geht reibungslos vorbei - ich finde interessant, was die Sicherheitskräfte da beim Durchleuchten alles zu sehen bekommen.

Quatar Airways hat eine Antilope im Logo, das finde ich ein schönes Bild für einen schnellen Flieger. Unser Flugzeug sieht man von der Wartehalle aus, und ein paar Leute werfen Taschen von der Gangway 5 Meter tief runter auf einen Wagen. Scheinen aber bei genauerem Hinsehen nur die Mülltaschen zu sein, kein Reisegepäck...
Ein paar Mal sehe ich ein schönes Foto-Motiv - hinter unserem Flieger starten immer wieder andere Maschinen. Als ich versuche, das einzufangen, ist Schluss mit den Starts - so etwas passiert oft.

Im Flugzeug, einer A330, wird sofort nur noch englisch und arabisch gesprochen. Der Start verzögert sich wegen einer alten Dame, die erst noch ärztlich begutachtet wird, dann aber doch mitfliegt. 15:50 Uhr fliegen wir los nach Doha - erste Einblendungen zeigen an, in welcher Richtung und Entfernung jeweils Mekka liegt. Zu Essen gibt es arabisches Hühnchen, eine leckere Sache. Ein Milkiway-Riegel bläht sich bis zum Platzen auf - wegen des Unterdrucks, und fällt dann später wieder zusammen - die aufgeschäumte Milch wird zu Matsch. Im Gegenzug haben wir eine Wasserflasche, die über den Wolken einmal geöffnet, dann beim Landen völlig zusammengedrückt wird. Überall, auch auf dem Geschirr, entdecke ich Arabesken, die Muster, für die Arabien berühmt ist. Die Sitze sind sämtlich mit Bildschirm ausgestattet, und man kann aus verschiedenen Unterhaltungsprogramen wählen. Vor Jahren gabs das nur in der ersten Klasse - dort ist jetzt lediglich der Bildschirm größer. Ich schaue mir den "Ant-Man" an, eine Superheldengeschichte, die ganz unterhaltsam ist.
Die Flugroute führt übers Schwarze Meer, die Türkei, und irgendwie an der Grenze zwischen Iran und Irak entlang nach unten zum Roten Meer. Kurz vor Doha drehen wir noch vier lange Ehrenrunden, bevor wir landen dürfen. Doha hat eine imposante Skyline, sieht irgendwie weihnachtlich aus, mit all dem Glitzer und Funkel.
In Doha ist alles blitzblank und neu, schöne Geschäfte gibts da, und in einer Ecke stehen waschechte Saurier, die einen anbrüllen. Ich vermute, im Koran ist davon keine Rede - da wäre mal interessant, was Muslime darüber denken. Ein riesiger Teddybär ziert die Zentralhalle, und auf den Bildschirmen läuft Al jazira.

Bis zum Gate 10 ist es ein weiter Weg mit Laufbändern. 1:30 Ortszeit geht der Flug nach Ho-Chi-Minh Stadt.

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